Die Schulkonferenz - also Schüler, Eltern, Lehrer - hat nach langen Beratungen und Diskussionen in einem basisdemokratischen Prozess ihr Recht wahrgenommen und dem Kreistag als neuem Träger der Realschule Plus in Oberwesel vorgeschlagen, der Schule den Namen "Mittelrhein Realschule Plus" zu geben.
Das fiel bei manchen in der CDU und der FDP als auch bei der FWVG auf erbitterten Widerstand, den sie zum Teil öffentlich und vehement in Leserbriefen vortrugen. Sie haben damit dem Schulstandort keinen Gefallen getan!
Das war das gute Recht der Schulkonferenz. Zumal der Verbandsgemein-derat am 21.06. einer Vereinbarung mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis zugestimmt hat, dass der Kreis der Realschule Plus in Oberwesel das Vorschlagsrecht für die Namensfindung der Schule einräumt.
Wo waren eigentlich in all den Jahren vorher die Kritkiker der Schulkonferenz mit ihren Bekenntnissen? Einfach mal im Wahlprospekt der CDU für die Kommunalwahl 2009 die Seite über die Schule anschauen. Es erscheint keine einziges Mal der Begriff "Heuss-Adenauer Schule" sondern mehrfach "Schulzentrum". Wer die Sitzungsniederschriften des Schulträgerausschusses liest, der findet meist den Begriff Schulzentrum. Man sollte sich selbst an der eigenen Nase fassen!
Die unfairen Leserbriefattacken gegen die Schule in Oberwesel bedauern wir. Wir bedanken uns bei der SPD-Kreistagsfraktion, die im Kreistag die Entscheidung der Schulkonferenz unterstützt hat. Leider hat die Mehrheit von CDU, FDP mit FWG anders entschieden.
Den Leserbrief des Personalratsvorsitzenden der nun so beschlossenen "Heuss-Adenauer Mittelrhein-Realschule plus", Herrn Holger Weißmann, haben wir angehängt.
Namensgebung
Bei der Namenssuche für die Realschule plus in Oberwesel ist nach Auffassung der Lehrerschaft das eigentliche Ziel auf der Strecke geblieben: die Identitätsstiftung. Die Diskussion geht weiter.
„Das haben wir so nicht gewollt“
Tiffany-Celine Auguste Victoria Schulze-Müller – solche und ähnliche Versuche von Eltern, ihren Sprösslingen im Spagat zwischen Tradition und Moderne möglichst viele Optionen offen zu halten, sorgen in Kindergärten und Schulen häufig für Schmunzeln oder sogar Kopfschütteln. Bei der Namensgebung der Bildungseinrichtungen selbst scheint es solche Vorbehalte aber nicht zu geben: Hier werden wahre Wortmonster von Amts wegen sogar angeordnet: „Heuss-Adenauer Mittelrhein-Realschule plus Oberwesel – Kooperative Realschule – Unesco-Projekt-Schule“.
Schüler mit einem vergleichbaren Namen wären auf dem Schulhof perfekte Mobbing-Opfer. Aber auch für eine Schule ist ein solcher Name peinlich: Nicht der einzelnen Namensteile wegen, jeder für sich steht für klare Werte, die zentrale Anliegen von Arbeitsplänen und schulischen Leitbildern spiegeln. Aber gleich drei davon? Das ist des Guten zu viel! Wie ist die merkwürdige Zusammensetzung zu lesen? Als Aufzählung? Als Rangliste?
Betroffen müssen wir als Schulgemeinschaft nun nach außen tragen, dass bei der Suche nach dem größtmöglichen Kompromiss das eigentliche Ziel einer Namensgebung auf der Strecke geblieben ist: die Identitätsstiftung. Lehrer, Schüler und Elternvertreter haben sich hier klar positioniert. Für uns waren das Leitbild der Unesco, dem wir uns als Unesco-Projekt-Schule im Welterbetal Mittelrhein verpflichtet fühlen, und das klare Bekenntnis zu unserer Heimatregion die Eckpfeiler der Identität, die wir unseren Schülern mitgeben wollten. Die Grundsätze sämtlichen demokratischen Verständnisses und Handelns erachten wir unabhängig vom Namen einer Schule als selbstverständlich in den Lernzielen einer jeden bundesdeutschen Bildungseinrichtung verankert.
Stimmgewichtige Kommunalpolitiker, die sich berufen fühlten, ohne es de facto zu sein, haben anderen Leitbildern den Vorzug gegeben und konnten oder wollten unsere Argumente nicht nachvollziehen.
Ob nun mit diesem Namen viel anzufangen ist, bleibt abzuwarten. Man mag sich die Schulsekretärin vorstellen, die sich mit vollem Schulnamen am Telefon meldet, oder das Zeugnispapier, das wahrscheinlich um einige Zentimeter verlängert werden muss. Ganz zu schweigen von der geplanten Schulkleidung, die den Namen der Schule auf der stolzen Brust jedes einzelnen Schülers nach außen tragen soll. Es wäre vielleicht sinnvoll, die Stickerei des Namenszuges mit einem kleinen Sternchen zu versehen und auf der Rückseite des Kleidungsstückes folgende Anmerkung zu drucken: „Das haben wir so nicht gewollt!“ oder alternativ: „Wir sind nicht schuld!“
Das Beste am Beschluss ist sicherlich, dass mit ihm der Streit beendet ist, der bisweilen groteske und auch scharfe Züge annahm, bis hin zur öffentlichen Verleumdung des Lehrerkollegiums. So werden auf die Verfassung vereidigte Staatsdiener von Bruno Schön (CDU) als „vaterlandslose Gesellen“ denunziert, denen vom selbigen Autor „Geschichtsvergessenheit“ bescheinigt wird. Thomas Auler (FDP) stellt nicht nur die „fachliche Kompetenz“ des Kollegiums in Frage, er verschärft die Diskussion durch den Vorwurf, „unsere Kinder ihrer nationalen Identität zu berauben“. Dies gipfelt in dem durch den ehemaligen Schulleiter Toni Schwarz vorgenommenen absurden Vergleich des Sturzes der Denkmäler des Diktators Saddam Hussein mit der unterstellten Beseitigung der Heuss-Adenauer-Skulptur auf dem Schulhof. Eine völlige Fehlinterpretation des Unesco-Gedankens leistet der ehemalige Konrektor der Hauptschule, Edgar Hammes, indem er unsere Schule als „Projekt-Happening-Schule“ diffamiert und studierten Kollegen eine „mittelalterliche Geschichtsverklärung“ vorwirft.
Als gute Demokraten nehmen wir das Votum aus der Kreisstadt natürlich an, bei aller Bitterkeit, die mitschwingt. Die Abstimmung im Kreistag macht auch deutlich, dass sich die Fraktionen im konkreten Fall in zwei klare Lager abgrenzen lassen: Die einen (SPD, Grüne und Die Linke), die sich für die Bürger einsetzen, sie vertreten und ihre Belange ernst nehmen und die anderen (CDU, FDP und Freie Wähler), die sich lieber mit sich selbst sowie ihren eigenen Ansichten beschäftigen und in der Folge geschlossen gegen das eingeräumte Recht auf einen Namensvorschlag votierten. So entsteht Politikverdrossenheit – da hilft auch alles Schönreden nichts!
Dem Verbandsgemeinderat von Oberwesel ist es durch seine zentrale Rolle in diesem Streit nun definitiv gelungen, sich zeitgleich mit Abgabe der Schulträgerschaft mit dem neuen/alten Schulnamen ein Denkmal zu setzen. Allerdings steht dieses Denkmal genau für das Gegenteil dessen, was die Zusammenarbeit zwischen Kommunalpolitik und Schule in den vergangenen 40 Jahren prägte: gemeinsame konstruktive Anstrengungen zum Wohle einer guten Schule.
In diesem Sinne wünschen wir für die 2014 anstehende Gebietsreform eine ähnliche geschmackssichere Namenswahl. Wir diskutieren derweilen im Lehrerzimmer schon mal unsere Favoriten …
Holger Weißmann, Vorsitzender des örtlichen Personalrats, im Namen des Kollegiums der Heuss-Adenauer Mittelrhein-Realschule plus Oberwesel – Kooperative Realschule – Unesco-Projekt-Schule
Rhein-Hunsrück-Zeitung vom Mittwoch, 7. November 2012, Seite 21